Auf ins Getümmel
Von wegen auf ins Getümmel, Nepal
nimmt seltsame Wege. Der Weg nach Thamel (Touristenviertel) ist von meiner ersten Couchsurfinunterkunft kurz
und daher gut zu Fuß zu machen. Eigentlich alles wie vor 2 Jahren.
Empfunden verändert sich hier weniger als in Deutschland bzw. lasst
uns sagen die Dinge scheinen sich langsamer zu verändern. Es ist
komisch komplett allein unterwegs zu sein, ich kenne zwar noch ne
ganze Menge Menschen, aber trotzdem ist es auch schön jemensch dabei
zu haben, kann ich mir grad zumindest vorstellen.
Wieder einmal das Schreiben
unterbrochen, also fahre ich zu anderem Zeitpunkt fort. Wieder fühl
ich mich anders. Heute den Tag (Sonntag) über hab ich ein paar
Menschen getroffen, über die ich mich sehr gefreut hab. Es ist schön
zu merken, wie auch die Anderen sich freuen.
Einen guten Freund getroffen und
die vergangenen 2 Jahre aufgeholt. Auf Skype geht das halt doch nur
halb so gut wie live. Es ist schön zu sehen, dass es ihm gut geht!
Immer mal wieder kommt das Thema der
Selbstverbrennung von letzter Woche auf. Näheres dazu siehe unter
den unten aufgeführten Links.
Die Meisten, mit denen ich selbst
gesprochen haben, sehen nicht den Sinn der Tat, bzw sehen in keinster
Weise einen politischen 'Nutzen' darin, eher im Gegenteil. Sie wird
als 'gegen den Buddhismus' verurteilt. Letztendlich verrate der Mönch
mit seiner Selbsttötung seinen eigenen Glauben und somit seinen
Lebensinhalt. Allerdings geht eben diese Ambivalenz vermutlich
durchaus auch mit einer Selbsttötung einher, würde ich annehmen.
Auf die Frage hin, ob seine
Entscheidung politisch war, antworten Einige, dass sie selbst, auch
falls die Entscheidung politisch gewesen sein sollte, eher die Tat
einer "kranken Persönlichkeit" wahrnehmen und keine
bewusste politische Entscheidung. Ein Freund meinte, er empfinde eher
Wut, da er das Gefühl habe, dass dadurch der Respekt den
Tibeterinnen und Tibetern gegenüber noch stärker gesunken sei. An
sich sind die Antworten in folgendem Tonus: stupid, unneccessary, I
just don't know why he did that, the situation got worse through
that". Das wiederum kann ich nicht beurteilen, aber ich kann es
mir zumindest vorstellen. Die Polizeipräsenz hat sich mehr oder
weniger verdoppelt, das heist alle 100 m rund um die Stupa eine
Gruppe Polizisten und Polizistinnen (selten).
Allgemein sind die Angaben von Fakten
nicht immer übereinstimmend. In der einen Version kannte den Mönch
keinen Menschen in Boudha, wiederum wurde sein Pass nicht gefunden,
andererseits werden seine Daten in Artikeln genannt. Einige Quellen
sagen, es sei die erste 'Self-Immolation' von einem Tibeter in Nepal
gewesen, andere sprechen von einer 2011. Allerdings ist hier immer
die Rede von den erfolgreichen Versuchen.
Einige Artikel/Berichterstattungen
dazu:
Polizeibericht der nepalesischen
Staatspolizei, durchgehend im Viertel anwesend, auch beim Vorfall,
was aber keine Objektivität erwarten lassen soll:
konservativ, Mitte lokale Tageszeitung,
Bitte nur anschauen wer Bilder aushalten kann:
Bericht einer kubanischen Zeitung,
international:
Nepali Tageszeitung, online Ausgabe:
HindustanTimes:
kritische Perspektive einer
Journalist*innenvereinigung für freie Presse und Medien:
Irgendwie macht sich grade allgemeint
Frust breit, scheint es. Und dieser Frust scheint auch Wut zu
beinhalten. Kaum zu verurteilen. Auf nicht-tibetischer Seite gibt es
Sorge was in naher oder nicht ganz so naher Zukunft diesbezüglich
passieren wird. Aber es herrscht auch nicht so richtig Lust auf
Auseinandersetzung mit der Situation etc. Oftmals auch die gleichen
Vorwürfe wie man sie aus Deutschland gegenüber geflüchteten
Menschen und den nachfolgenden Generationen kennt.
Immer mal wieder gibt es auch Hinweise
darauf, was passieren wird wenn der jetzige Dalai-Lama stirbt.
Vermutungen gehen meist dahin, dass es dann wohl nicht mehr so
friedlich sein wird. Andererseits auch der Vorwurf, dass er sich zu
sehr bedeckt halten würde und deswegen alles stagnieren würde.
Letztendlich aber eine Konsequenz der Entscheidung zur Abgabe der
politischen Macht.
Abgesehen vom Aspekt der tibetischen
Refugees gibt es in Nepal noch viele Punkte, die die allgemeine
Frustration unterstützen. Vor allem der Frust über die
Aussichtslosigkeit, dass sich bald etwas ändern könnte.
Aber dazu in einem anderen Eintrag an
einem anderen Tag, ich werde jetzt entweder nach Hause oder zu meiner alten Organisation gehen und schauen wie es dort aussieht... Es bleibt spannend ;-)
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