So anders und doch so gleich,
so bunt und strahlend und doch so verdreckt und erschreckend ungepflegt,
so liebevoll und doch so hart,
vielleicht einfach doch so anders?!

Freitag, 18. März 2011

Und weiter geht es im Text mit Shiva Raatri, das Fest der Nacht Shivas.

Wir waren schließlich im Inneren von Pashupatinath angekommen und waren am Staunen und Lachen und Schmunzeln. Was eine amüsante und interessante Mischung: Nepal stoned.

Letztendlich waren dann "die Weißen", die Gorhaharu, neben den ihre Genitalien zeigenden Sadhus, eine unglaubliche Attraktion. Gestaunt und gestart und gelacht und gefeiert wurde um uns herum! Wie spannend es sein kann wenn Europäer einen Joint drehen :D

Der Weg zurück später am Abend war dann echt ein Kathmandu-Straßenerlebnis der anderen Art. Bike- und Autofreie Straßen. Alt und Jung laufen kreuz und quer und singen und lachen und schreien, kaum Abgase... schwer zu glauben! Mitten auf der Straße, mit tausenden Anderen, den ganzen Weg auf der Ring Road bis wieder nach Hause. Platsch ins Bett und ab ins Traumland.

Ein paar Tage später began dann das tibetische Neujahr, Lossar, mit einigen sehr speziellen aber wunderschönen Ritualen.

In einem großen Kloster hier waren Lamatänze zu sehen. Ein ziemlich beeidruckendes, sanftes, kraftvolles, bedächtiges, symbolträchtiges Wiegen, Drehen, Schreiten... Masken von Dämonen, uralt traditionelle Kleidung und staunende Massen.
Gegen Ende des Spektakels wurde der Platz für die Tänze etwas verlegt und auf eine etwas andere, mächtigere, rasantere und spannungsgeladerene Weise fortgesetzt.

Ein großer Turm aus Stroh war aufgestellt worden und die Negativität konnte von jedem Gäubigen in Form einer Kathag oder ähnlichem dazu getan werden. Letztendlich gipfelte das Geschehen darin, dass der höchte anwesende Rinpoche symbolisch in die verkörperte "Negativität" geschossen hat und letztendlich der Strohturm in Feuer gesetzt wurde. Mit BÄNGBUFFPUFFBUUUMMM ging das Ganze in die Luft, da einiges an Böllern mit eingebaut wurde :D leider war dann hier der Akku meiner Kamera leer.

Lossar selbst habe ich größtenteils in einer befreundeten Familie mit viel viel Essen, tanzen, essen, tanzen, Karten spielen, tanzen, ..., ..., ..., essen, tsampa schmeißen, ..., ..., Kathas opfern, essen, essen, ..., tanzen, Karten spielen.... ... ... verbracht.

Der erste Tag ist eher ein familieninterner Tag an welchem Morgens zu den eigenen Rinpoches gegangen wird und man deren Segen empfängt und opfert. Nachmittags ging es dann bei uns los mit tanzen und Karten spielen und essen und noch viel mehr bis in die späten Abendstunden, kaum zu glauben, hier, wo doch immer die Bürgersteige um 8 oder 9 hochgeklappt werden.
Der zweite Tag ist dann eine Fortsetzung des ersten Abends und immer neue Leute kommen und gehen und kommen und gehen.
Einer der Bräuche ist es am dritten Tag von Lossar in ein Kloster zu gehen und dort mit der Gemeinschaft gemeinsam eine Puja abzuhalten. Nach Ende des Gebets wird ein Lied gesungen und mit dreimaligen gen-Himmel-preisen von einer handvoll Tsampa (ein traditionelles Gerstenmehl) mit dreimaligem ooooooOOOOOOOOOHHHHHUUU!!! in die Luft geschmissen. Jeder hat letztendlich einen dezenten weißen Schimmer in Gesicht und Haaren und auf der Kleidung. Natürlich macht es Spaß viel, viel rumzualbern! :-p
Vorher oder nachher werden die alljährlichen Familienfotos geschossen. "Wer steht wo und mit wem und Sonnenbrille auf oder ab und nochmal durch die Haare fahren."

Tibetische Kleider sind übrigens recht bequem, solange man nicht zu viel ist, und da liegt dann der Haken ;-)
Wunderbar viel gelacht und Spaß gehabt mit wunderbaren Menschen, aber geschafft war ich davon schon, hatte 'nen dicken Schnupfen und musste mich erstmal wieder regenerieren.

Mein Nepaliunterricht geht gut vorran, kann mittlerweile recht gut ein bischen palavern und ein wenig lesen und schreiben. Dafür vergess ich umso mehr Französisch was ich dann bemerken musste als ich versuchte mich auf französich zu verständigen...
Blamage, blamage, blamage!

Donnerstag, 10. März 2011

Hey Allerseits,

vorweg ein dickes Sorry dass ich jetzt erst wieder schreibe. Ich hatte eine ziemlich vehemente Schreibboykottphase. Nein, ganz einfach hatte ich keinen Nerv zu schreiben. Aber jetzt gehts hier wieder weiter.

Es sieht jetzt so aus das ich final erfolgreich mit der Verschiebung meines Fluges bin und somit am 23. oder 24. April wieder in LG erwartet werden kann. Je nachdem wie viele Umwege ich dank Air India dann letztendlich mache :D

Ansonsten ist es hier mal wieder eine Mischund aus ganz viel und gar nichts los. Eigentlich aber eher ziemlich viel!!
Es war grad ein sehr großes hinduistisches Festival, Shiva Raatri und jetzt am Wochenende hat das tibetische Neujahr, Losar begonnen.

Shiva Raatri bedeutet "die Nacht Shivas" und hier wird die Geburt des Gottes Shiva zelebriert. Shiva ist mit der wichtigste Gott des Hinduismus und die meisten der Sadhus folgen ihm.

Der zentrale Punkt für das Fest ist Pashupatinath, die Verbrennungsstelle der Hindus, hier in Kathmandu. An diesem Tag gehen Unmengen an Hindus nach Pashupatinath um den Tempel dort zu besuchen und die Schlangen winden sich kilometerlang durch die Stadt. Die Ringroad ist gesperrt (die Hauptverkehrsader Kathmandus) und von Abertausenden von stoned wandelnden heiligen und weniger heiligen Kreaturen besiedelt. Shiva Raatri ist der einzige Tag im Jahr wo Bang (Nepali Bezeichnung für Mariuhana) legal ist und das wird kräftig ausgenutzt.
Ich bin den Nachmittag mit Freunden von mir denn auch zu Pashupatinath gegangen um das ganze Spektakel aus nächster Nähe zu betrachten ;-) ...es war der Hammer :D
Nach sicher mehr als einer Stunde hatten wir es dann endlcih geschafft uns durch die eher schlecht als recht organisierten Menschenkanäle zu winden und waren im Inneren angekommen. Überall liefen Menschen kreuz und quer, über den Fluss über dieses über jenes, nichts war sicher :D

Eine Sache die mir echt aufgestoßen ist, war dass wir als "Weiße" echt Narrenfreiheit hatten, wir konnten gehen und stehen wo wir wollten auch wenn dickstens und deutlichstens war dass man hier oder dort nicht hin sollte. Sobald die Armee oder die Polizei in unsere Gesichter sah wurden wir durhc Bullenketten und Absprreungen gelassen. 3 Kilometer Schlange wurde uns von Sicherheitspersonal verwehrt und weiter nach vorne geschickt.

Und Weigerung und Verweis auf : "wir sind net anders !!" nützen nichts. Wär doch mal nett wenn sich da die deutsche Staatsvertretung ein paar dicke Scheiben von abschneiden würde ;-)

Und Cut!!

Wenn man schon von den "geliebten" Staatskräften spricht:
Ich breche hier die netten Erzählungen aprupt ab und berichte von etwas weit weniger angenehmeren, aber ebenso wichtigen, bzw. im Moment weit wichtigeren Geschehnissen. 

Am 10. März, das heist Gestern war der Jahrestag des Tibetaufstands in Lhasa im Jahre 1959.  Für hier bedeutet das, dass an jedem Jahrestag versucht wird zu protestieren. Es ist den Tibetern aber in keinster Weise erlaubt sich zu versammeln.
Es ist nicht erlaubt tibetische Nationalflaggen zu zeigen.

Es ist nicht erlaubt "Free Tibet" zu rufen. Man hat das Gefühl es ist noch nicht einmal erlaubt zu schweigen. Das Einzige was erlaubt ist, ist das Gebet. Also haben sich mehrere TibeterInnen in einem Kloster nahe der Boudhanath Stupa versammelt und eine öffentliche Puja abgehalten.

Seit den frühen Morgenstunden war ziemlich große Polizeipräsenz.

Gegen Ende des Gebets tauchten immer mehr kleine Tibetflaggen auf, immer mehr T-shirts mit pro-tibetischen Aufschriften und immer öfter rief jemand "Free Tibet!" oder "We want justice!" Letztendlich endete es darin das die Staatsvertreter Jagd nach Tibetfahnen machten, dabei sich völlig lächerlich machten, aber leider auch nicht immer zärtlich waren (kennt man ja nur zu gut auch aus Deutschland). Gegen Ende und einigen Hand-und Stockgemengen innerhalb (!!!!!) des Klosterhofs, machten sich ca. 150 oder 200 emotional aufgebrachte TibeterInnen auf den Weg aus dem Kloster. Um es kurz zu fassen: die Leute machen sich auf den Weg zur Stupa und diese und viele andere wie auch ich werden Zeugen von Szenen die an Anti-Nazidemos oder Castorproteste erinnern.
Prügelnde Bullen,

weinende schreiende Menschen, Verletzte, kollabierende Menschen, hilflose Kinder mittendrin,

und unglaublich offensive Frauen (das hat mich sehr erstaunt, und beeindruckt).

Es waren einige Menschenrechtsbeobachter zur Stelle und es gab genügend zo beobachten und zu protokollieren.
Nicht nur das Verhalten der Regierung gegenüber verursacht diese Situation, sondern auch die Haltung der Nepalesen gegenüber den Tibetern. Hier herrscht viel Eifersucht und Neid und Angst. Tibeter sind tendenziell tüchtiger, haben somit tendenziell größeres Vermögen und ziehen den Großteil der Touristen an. Verständlich irgendwo dass dies den Einheimischen aufstösst, Schade dass wieder hier kulturelle Unterschiede zu einem Problem werden.

Die Prognose des Tages war dann: in Boudhanath vielleicht ca. 200 Protestierende und mehr als 20 Verletzte, ca. 10 Verhaftungen. Vor der chinesischen Botschaft um einiges mehr los, mit größerer Brutalität im Allgemeinen und über 200 Verhaftungen, Verletzte: keine genauen Angaben, vermutlich über 300. 
Fazit: kein schöner Tag mit unglaublicher emotionaler Geladenheitund und Spannung, aber gut es erlebt zu haben. Gut dort gewesen zu sein, denn eine Westlerin die einfach in der Mitte zwischen Bullen und Demonstranten steht kann so einiges an Schlägen verhindern, so makaber und letztendlich Schade das ist! 

Wieder ein Punkt wo es viel, viel zu tun gibt!